Hunde sind schlechtere Problemlöser als Wölfe

Hunde sind schlechtere Problemlöser als Wölfe

Die enge Bindung an den Menschen kostet Hunde ihre Selbstständigkeit und Experimentierfreudigkeit

Corvallis – Wie lange der Hund den Menschen schon begleitet, ist nicht eindeutig geklärt. Im Frühjahr berichteten schwedische Forscher in „Current Biology“, dass die genetische Trennung vom Wolf bereits vor 27.000 bis 40.000 Jahren stattgefunden haben könnte – und damit deutlich früher als bislang angenommen.

Ob nun ein paar Jahrtausende mehr oder weniger, der“beste Freund des Menschen“ hat sich im Laufe dieser jedenfalls langen Beziehung gut an uns angepasst. Hunde folgen etwa dem Blick ihrer Besitzer, sichern sich per Augenkontakt deren Zuneigung und können sogar Emotionen an Gesichtern ablesen, wie Wiener Forscher unlängst nachwiesen.

Schnapp die Wurst

Doch die Domestizierung hat ihren Preis: Die enge Bindung an den Homo sapiens dürfte die Fähigkeit der Tiere zum selbstständigen Lösen von Problemen stark gehemmt haben. Wie Forscher um Monique Udell von der Oregon State University aktuell in den „Biology Letters“ berichten, schneiden Haushunde dabei erheblich schlechter ab als Wölfe.

Für ihr Experiment stellten sie insgesamt 30 Tiere – zehn Haustierhunde, zehn Hunde aus Tierheimen und zehn Wölfe – vor folgende Aufgabe: Sie legten vor den Augen der Vierbeiner Wurst in einen durchsichtigen Plastikbehälter. Um an die Köstlichkeit zu gelangen, mussten die Versuchstiere den Behälter fixieren und an einem Stückchen Seil ziehen.

Große Diskrepanz

Acht von zehn Wölfen lösten diese Aufgabe problemlos – sie ließen einfach nicht locker, bis sie die Belohnung ergattern konnten. Demgegenüber schaffte es kein einziger Haustierhund, die Box zu öffnen, und von den Tierheimhunden lediglich ein einziger. Im Gegensatz zu den Wölfen gaben die Hunde schon nach kurzer Zeit auf und blickten hilfesuchend zu den anwesenden Menschen.

Wurden sie aktiv zum Weitermachen motiviert, probierten sie es etwas länger, doch von den insgesamt 20 Hunden schafften es auch dann nur fünf (ein Haustierhund, vier Tierheimhunde). „Nicht dass die Hunde es nicht könnten“, kommentiert Erstautorin Udell das Ergebnis. „Aber ohne soziale Motivation probieren sie es nicht einmal wirklich.“

Die Tiere würden sich auf den Menschen und seine sozialen Signale verlassen – auf Kosten ihrer Selbstständigkeit und Experimentierfreudigkeit. Kein Wunder: „Wir bringen ihnen dauernd bei, was sie nicht tun dürfen, also lernen sie, ihre Instinkte zu unterdrücken und auf Anweisungen zu warten“, so die Forscherin. David Rennert